WISSEN

Die Studienlage zeigt: Es gibt in Deutschland einen großen Unterschied zwischen dem, wie häusliche Gewalt von einem Großteil der Gesellschaft wahrgenommen wird, und den tatsächlichen Fakten. 

Daher versuchen wir ein umfassendes Bild über das Ausmaß, die Ausprägungen die gesellschaftlich strukturellen Herausforderungen sowie Lösungsansätze darzustellen. Wir laden Betroffene sowie Experten aus Hilfs- und Fachorganisationen, Wissenschaft, Justiz und Politik herzlich ein mit Zahlen, Fakten, Hintergrundberichten oder Interviews zu unserem unserem Wissensbereich beizutragen.

HÄUSLICHE GEWALT – DAS BUNDESLAGEBILD 2023

Das Bundeskriminalamt stellte 2024 erneut alarmierende Zahlen für Fälle häuslicher Gewalt vor. 6,5 Prozent mehr Betroffene wurden 2023 polizeilich erfasst, darunter 167.865 weibliche Opfer von Partnerschaftsgewalt. 

#DieNächste im F.A.Z. Podcast Beruf & Chance

Finanz-Managerin Anna Sophie Herken ist seit kurzem im Vorstand der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Im Interview spricht sie über ihre bunte Karriere, ihr Engagement gegen häusliche Gewalt und darüber, dass sie selbst Gewaltopfer wurde. Zum Beitrag
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Betroffene Frauen erzählen

Wir sammeln und veröffentlichen künftig hier regelmäßig uns zugesandte Aussagen von Betroffenen, die ihr Erlebtes teilen möchten, ohne dabei Gesicht zu zeigen. Zusendungen und Kontakt unter [email protected] oder auf Instagram @dienaechste „Lügen, Manipulation und Gewalt waren viele Jahre mein Alltag.“ (Christin – Name geändert)„Ich habe keine Familie, ich war abhängig von ihm, ich wusste nicht wohin.“ (Samira – Name geändert)
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#DieNächste im Tagesspiegel

Initiative gegen häusliche Gewalt – „Es ist Teil des Problems, dass Betroffenen zum Schweigen geraten wird“#DieNächste-Initiatorin Anna Sophie Herken im Interview über die perfiden Strategien der Täter und was Betroffenen wirklich hilft. Zum Beitrag
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Manifest WirALLE gegen Gewalt an Frauen

23.11.2023. Berlin: Vertreterinnen von UN Women Germany, Union deutscher Zonta Clubs und #DieNächste übergeben Lisa Paus das gemeinsame Manifest WirAlle gegen Gewalt an Frauen. Pressekonferenz mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus, Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons und Anna Sophie Herken, Initiatorin von #DieNächste. Fotos: Dominik Butzmann/bmfsfj Es ist ein Novum: Erstmals haben sich von häuslicher Gewalt Betroffene, Mitarbeitende aus Hilfe- und Beratungsstellen, Fachexpert*innen sowie Vertreter*innen großer zivilgesellschaftlicher Organisationen zusammengeschlossen. Unser gemeinsames Manifest „Wir ALLE gegen Gewalt an Frauen“ überreichten wir 23.11. an Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Denn trotz Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die seit 2018 auch in Deutschland geltendes Recht ist, trotz Mahnungen durch GREVIO, trotz Alternativbericht des Bündnis Istanbul Konvention und trotz ambitionierter Koalitionsvereinbarung: Passiert ist zu wenig. Mit konkreten Forderungen zur Umsetzung von Maßnahmen des Gewaltschutzes, der Täterarbeit und der Prävention ruft das Manifest Politik und Gesellschaft zu einem gleichberechtigten, partnerschaftlichen Miteinander und zu Solidarität mit den Betroffenen auf. Zu den Erstunterzeichnenden gehören neben Betroffenen-Initiativen, #T.o.B.e. e. V und One Billion Rising München e. V., die Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking (KIS) Leipzig, die Union deutscher Zonta Clubs und UN Women Deutschland. Darüber hinaus haben mehr als 50 weitere Organisationen aus allen Bereichen der Gesellschaft das Manifest unterzeichnet. WirAlle gegen Gewalt an Frauen Weitere Informationen und alle Inhalte unter dem Link. Lesen Sie hier das gemeinsame Manifestfür einen verlässlichen Gewaltschutz für Frauen in Deutschland. Zum Manifest
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Familiengerichte verhindern Gewaltschutz

Deutschland hat ein enormes Problem mit Gewalt an Frauen und Kindern. Die größte Gefahr geht nicht – wie oft vermutet – von Fremden auf dunklen Parkplätzen aus. Die größte Gefahr sind die Männer aus dem engsten Umfeld – am häufigsten die eigenen (Ex-)Partner. 
Noch die Generation unserer Mütter und Großmütter konnte sich nicht so einfach scheiden lassen. Doch inzwischen können sich Frauen leichter trennen oder scheiden lassen – und das tun sie auch: ein Großteil der Trennungen geht von den Frauen aus. Das ist nicht verwunderlich, denn in der Beziehung sind die Frauen mit der Aufgabenteilung eher unzufrieden, während die Männer gar kein Problem sehen.Doch die Zeit nach einer Trennung ist die gefährlichste im Leben einer Frau. Ganz gleich, wer sich getrennt hat. Egal ob die Partnerschaft nicht mehr funktionierte oder ob sie sich trennte, weil es bereits in der Beziehung zu Gewalt gegen Frau und Kind kam. Psychische und körperliche Gewalt während und nach der Tren­nung heißt Post-Separation-Abuse oder auch Nachtrennungsgewalt.
 Der Ex-Partner entpuppt sich als Psychopath, der allein aufgrund der Trennung eine derartige (narzisstische) Kränkung erlebt, dass ihn nun nur noch ein Wunsch antreibt: die Ex-Frau zu zerstören. Die gemeinsamen Kinder sind solchen Vätern nicht nur herzlich egal. Sie werden meistens sogar instrumentalisiert, als Kollateralschaden bewusst in Kauf genommen od­er gezielt verletzt und vernachlässigt, um der Mutter wehzutun.Natürlich trifft das nicht auf alle Männer zu. Es handelt sich vor allem um Väter, die Frauen und Kinder als ihren Besitz erachten. Männer, die schon in der Beziehung kontrollsüchtig und gewalttätig waren oder die so richtig erst nach der Trennung eskalieren, weil sie diese als massiven Verlust von Kontrolle und Macht über Mutter und Kind ansehen.Rund 120 000 Fälle häuslicher Gewalt von (Ex-)Partnern gegen Frauen hat das BKA 2020 gezählt. Die Zahlen steigen seit Jahren. Und natürlich ist die Dunkelziffer bedeutend höher. Das war sie schon immer, doch seit auch AnwältInnen Müttern raten müssen, die Gewalt im Familiengericht bitte nicht anzusprechen, dürfte sie noch höher sein. Eine Studie von 2014 legt dar, dass wir es in 20 Prozent der aktuellen Paarbeziehungen mit schwerer Gewalt gegen Frauen zu tun haben. Psychische Gewalt, Zwangskontrolle, Stalking etc. sind hier noch nicht einmal inbegriffen. 
Einige Frauen und Kinder überleben diese Gewalt nicht. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch Männergewalt – häufig nach einer Trennung. Andere flüchten ins Frauen­haus: 34 000 Frauen und Kinder in Deutschland suchen dort jährlich Schutz.
Damit aber nicht genug: Sind gemeinsame Kinder im Spiel, haben die Mütter fast kei­ne Chance, sich und die Kinder tatsächlich zu schützen. Ganz im Gegenteil: Sie werden vom Staat zum Täter-Kontakt gezwungen.
 Das Recht des Vaters an dem von ihm mitgezeugten Kind wiegt um ein Vielfaches schwerer als der Gewaltschutz für Mutter und Kind. Das gilt auch, wenn Gewalt durch den Vater nachgewiesen ist und ebenso nach sexuellem Missbrauch des eigenen Kindes. Quelle: BKA, Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Auswertung – Berichtsjahr 2020 Familiengerichte, Jugendämter & Co. sitzen nämlich einem absurden Glauben auf, wenn eine Mutter von väterlicher Gewalt spricht: Gewalt durch Väter existiere kaum oder wäre völlig unproblematisch für das Kind. Dieses Vorurteil, das allen wissenschaftlichen Studien widerspricht, führt dann zu der fatalen Schlussfolgerung: die Mutter sei das eigentliche Pro­blem. Sie hätte sich die Gewalt nur ausgedacht oder sei unfähig, sie als normal anzu­se­hen. Belege der Gewalt, Polizeiberichte, ja sogar Geständnisse werden entweder ignoriert oder als irrelevant angesehen. Den Müttern wird von den Verfahrensbeteiligten vorgehalten: »Auch ein gewalttätiger Vater ist ein guter Vater« oder »Hängen Sie mal nicht so an der Vergangenheit, wir wollen in die Zukunft schauen«.Würde es im Arbeitsgericht heißen „Auch ein gewalttätiger Mitarbeiter ist ein guter Mitar­beiter“? Oder sagt ein Strafgericht zum Opfer des tätlichen Angriffs: „Der Vorfall ist vorbei, schauen Sie doch in die Zukunft.“ Werden in deutschen Gerichtssälen nicht ausschließlich vergangene Taten verhandelt? Soll das eine Absage an jegliche Rechtsverfolgung sein?Kann die Mutter nicht freudig in eine gewaltvolle Zukunft für sich und ihre Kinder blicken, gilt sie als unkooperativ und psychisch krank. Als Nächstes werden ihr Bindungsintoleranz oder Vater-Kind-Entfremdung vorgeworfen. Die Mutter wolle nur Kontrolle über Vater und Kind haben – verrückt, da wir ja wissen, dass dieses Besitz- und Kontrolldenken häufig bei Tätern und höchst selten bei Frauen zu­ fin­den ist. Doch das Schlagwort „Bindungsintoleranz“ gegen eine Mutter im Familiengericht vorgebracht wirkt: Nicht selten wird damit sogar dann erfolgreich argumentiert, wenn der Vater versucht, der Mutter das Kind zu nehmen oder jeden Kontakt zwischen Mutter und Kind zu unterbinden – es also tatsächlich um Bindungsintoleranz geht: aber auf Seiten des Vaters.Allein schon die Verwendung des Begriffs „Bindungsintoleranz“ im Rahmen eines familiengerichtlichen Verfahrens müsste von allen Verfahrensbeteiligten als Warnsignal verstanden werden. Denn fast immer folgt diesem Begriff eine abenteuerliche Täter-Opfer-Umkehr. Tatsächlich verbirgt sich dahinter der Versuch, die Bindung der Mutter an die Kinder unsichtbar zu machen.Den Zuschauenden von außen muss sich folgende Irritation förmlich aufdrängen: Mütter er­ledigen auch heute noch ungebrochen den Großteil der Fürsorgearbeit. Sie versorgen, för­d­ern und hüten die Kinder, sie erledigen den Haushalt, sie managen die Vereinbarung von Terminen und To-dos der ganzen Familie. Die Verantwortung für die Care-Arbeit liegt auch 2023 größ­t­en­­teils bei Frauen. Während der Beziehung ist den Vätern die Aufgabenteilung nur allzu recht. Die Mutter ist meist die engste Bezugsperson der Kinder. Dazu hört man von Vätern keinerlei Klagen. Kaum kommt es allerdings zur Trennung zwischen Mutter und Vater, ha­b­en die Väter plötzlich allergrößte Zweifel an der Eignung der Mutter.

 Deutsche Familiengerichte veranlassen daher jedes Jahr Hunderttausende von Gutachten, um die Tauglichkeit der Mütter zu überprüfen. Innerhalb eines Jahres kommt es zu 270 000 Gutachten an deutschen Familiengerichten! Zum Vergleich: In Zivil-, Arbeits-, Finanz- und Verwaltungsgerichten wurden insgesamt (!) lediglich 30 000 Gutachten angeordnet. Und Untersuchungen zeigen: Bis zu 86% der kostenintensiven, familienrechtlichen Gutachten sind fehlerhaft. Oft führen sie nur die Täter-Opfer-Umkehr fort, die im Gerichtssaal längst stattgefunden hat: Der gewalttätige Vater wirkt sehr nett, die Mutter macht alles kompliziert, weil sie das Kind nicht gegen seinen Willen zum Vater zwingen will und immer noch darüber spricht wie der Vater sie und das Kind mit der Pistole durchs Haus jagte oder erst neulich mit
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KURZSTUDIE VON #DIENÄCHSTE UND CIVEY

MEHR ALS JEDE:R DRITTE VERMUTET HÄUSLICHE GEWALT IM EIGENEN UMFELD Eine Umfrage der Initiative #DieNächste gegen häusliche Gewalt zeigt, dass bei häuslicher Gewalt in Beziehungen die Schuld in vielen Fällen nicht ausschließlich den Tätern zugeschrieben wird. Nur 57% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass bei häuslicher Gewalt die Schuld immer beim gewalttätigen Partner liegt. Ein Viertel der Befragten ist unentschlossen, 18 Prozent lehnen die Aussage ab. Deshalb startet #DieNächste im Sommer eine Bewusstseinskampagne. Häusliche Gewalt gegen Frauen hat in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugenommen. Laut den Innenministerien und Landeskriminalämtern der 16 Bundesländer wurde im Jahr 2022 sogar ein Anstieg um 9,3 Prozent gegenüber dem Pandemiejahr 2021 verzeichnet. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes erleidet alle 4 Minuten eine Frau häusliche Gewalt. Die meisten Taten bleiben jedoch dort, wo sie stattfinden: im verborgenen, privaten Bereich. Denn die Dunkelziffer wird deutlich höher als die zur Anzeige gebrachten und registrierten Fälle geschätzt. Viele Betroffene erstatten keine Anzeige aufgrund realer Risiken, Scham, Schuldgefühlen und fehlender Unterstützung. Die drei ehemals von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen Sarah Bora, Iris Brand und Anna Sophie Herken haben daher die Initiative #DieNächste gegen häusliche Gewalt gestartet, um Klischees zu häuslicher Gewalt abzubauen, Mut zu machen und gesellschaftliche sowie politische Veränderungen herbeizuführen. Gemeinsam mit Civey, dem Berliner Tech-Unternehmen für digitale Meinungsforschung, hat #DieNächste nun eine Kurzstudie¹ in der deutschen Bevölkerung durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass zwar ein generelles Verständnis über die Existenz unterschiedlicher Formen häuslicher Gewalt besteht, jedoch wird sie häufig als Privatsache und nicht als ein Problem im eigenen Umfeld der Befragten angesehen. Rund die Hälfte der Deutschen (48 Prozent) ist zudem der Auffassung, Auseinandersetzungen in der Partnerschaft gingen nur die Beteiligten etwas an. Erschütternd ist das Ergebnis, dass die Schuld bei Gewalt tatsächlich von rund jeder und jedem Fünften nicht ausschließlich bei den Tätern gesehen wird. JEDE:R ZWEITE SIEHT ZUSAMMENHANG ZWISCHEN SOZIALER HERKUNFT UND AUFTRETEN HÄUSLICHER GEWALT. Häusliche Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen zieht. Faktoren wie Herkunft, Bildung, Einkommen, Alter, Religion oder finanzielle Situation spielen keine Rolle.² Laut der Erhebung von Civey vermutet jedoch rund jede:r Zweite einen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Auftreten häuslicher Gewalt. Iris Brand erklärt: „Bei häuslicher Gewalt denken die meisten Menschen nicht an Personen, die ihnen ähnlich sind. Lieber drängt man das Problem an den gesellschaftlichen Rand. So ist es leichter, sich nicht damit auseinanderzusetzen, dass man eventuell Freunde, Bekannte und Kollegen hat, die Täter sind.“ Sarah Bora ergänzt: „Besonders im eigenen Umfeld möchte niemand mit häuslicher Gewalt konfrontiert sein, das Thema wird beschwiegen. Fakt ist jedoch: Niemand ist davor sicher, Opfer häuslicher Gewalt zu werden.“ DIE GESELLSCHAFT SCHWEIGT UND FÖRDERT DIE TÄTER-OPFER UMKEHR. Knapp die Hälfte der Befragten hält Auseinandersetzungen in einer Partnerschaft für Privatsache. Dieses Ergebnis bestätigt, dass häusliche Gewalt in der Gesellschaft mit einem Tabu belegt ist, da es vermeintlich niemanden außer die Beteiligten etwas angeht. Anna Sophie Herken konstatiert: „Die Menschen hüllen sich in Schweigen und verleugnen, dass es sich bei häuslicher Gewalt um ein gesamtgesellschaftliches und strukturelles Problem handelt. Das ist aber nichts Privates, sondern betrifft uns alle.“ Fast ein Fünftel aller Befragten verneint sogar, dass die Schuld ausschließlich beim Täter liegt. „Die Zahlen zeigen das Phänomen des sogenannten „Victim Blaming“ deutlich auf: entweder wird den Opfern nicht geglaubt oder es wird ihnen eine Mitschuld gegeben. Dabei liegt die Verantwortung einzig beim Täter. Diese Täter-Opfer-Umkehr ist Unrecht und muss ein Ende haben.“, fordert Iris Brand. KLARE FORDERUNGEN AN GESELLSCHAFT UND POLITIK. Den Initiatorinnen ist es ein Kernanliegen, das Thema häusliche Gewalt in der Gesellschaft zu enttabuisieren, so dass Betroffene nicht mehr vor Scham in der Gewaltspirale bleiben. Durch die bundesweite Kampagne, die im August startet, möchte #DieNächste ein breites öffentliches Bewusstsein dafür schaffen, dass Gewalt in der Partnerschaft inakzeptabel ist und jede:r in der Pflicht steht, sich für die Sicherheit seiner Mitmenschen stark zu machen.  Aktuell bejaht lediglich jede:r Fünfte, dass er Menschen in seinem sozialen Umfeld schon einmal gefragt hat, ob sie sich in ihrer Partnerschaft sicher fühlen. Und das, obwohl mehr als jede:r Dritte sich vorstellen kann, dass in seinem sozialen Umfeld häusliche Gewalt stattfindet. Vor allem Menschen in ihrer Lebensmitte können sich vorstellen, dass Partnerschaftsgewalt in ihrem Umfeld existiert. Anfang Juli wird der bundesweite Lagebericht über häusliche Gewalt von Bundesinnen- und Familienministerium sowie dem Bundeskriminalamt vorgestellt. Die Gegenüberstellung der Umfrage von #DieNächste und dem Lagebericht der Bundesregierung lässt Rückschlüsse über den enormen Aufklärungsbedarf in der Gesellschaft und den politischen Handlungsbedarf zu. Die Initiatorinnen fordern daher die konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention. Der Bericht der Bundesregierung soll nun valide Daten für die Ausarbeitung einer bundesweiten Gesamtstrategie gegen häusliche Gewalt liefern. „Wir müssen in Deutschland endlich die institutionellen Strukturen schaffen, um wirksam handeln zu können. Erst wenn speziell geschulte Gerichte sowie Staatsanwaltschaften existieren, die Polizei mit ausreichenden Ressourcen zum schnellen Schutz der Betroffenen ausgestattet ist und genügend Schutzunterkünfte existieren, können mehr Frauen die Risiken einer Strafanzeige auf sich nehmen und so eine Chance für eine gewaltfreie Zukunft erhalten,“  betonen die Initiatorinnen. Janina Mütze, Geschäftsführerin von Civey, hebt hervor: „Damit sich mehr Menschen trauen, das eigene Umfeld zu konfrontieren, braucht das Thema mehr Sichtbarkeit in Politik und Medien – bei Gewalt darf niemand wegsehen. Wissen ist der erste Schritt zum Handeln, deshalb haben wir #DieNächste gern dabei unterstützt, mit Fakten die Lage in der Gesellschaft aufzeigen zu können. “ Die dazugehörige Webseite www.dienaechste.org und der Instagram-Kanal @dienaechste haben neben einem Forderungskatalog mit ihren Inhalten zum Ziel, über Anzeichen häuslicher Gewalt und über typische Täterstrukturen aufzuklären, um diese frühzeitig zu erkennen. Außerdem sollen Webseite und Instagram-Kanal Hilfsangebote für betroffene Frauen bündeln, die aktuelle juristische Lage darstellen und auch dem Umfeld Hilfestellung geben, um Betroffene bestmöglich zu unterstützen.
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